Die Katathym-imaginative Psychotherapie [K.i.P.], früher „Katathymes Bilderleben“, ist ein von Hanscarl Leuner entwickeltes, seit 1954 eingeführtes tiefenpsychologisch fundiertes Verfahren. Der Begriff katathym (aus dem Griechischen abgeleitet: kata = abhängig von und thymos = Seele) weist hier auf die Erkenntnis hin, dass die Ausgestaltung individueller Phantasien abhängig ist von aktuellen psychischen Zuständen sowie von vergangenen seelisch-biographischen Gegebenheiten.
Die K.i.P. unterscheidet sich von der üblichen tiefenpsychologisch fundierten Therapie durch vom Therapeuten angeregte und begleitete tagtraumartige Imaginationen, in denen sich – wie in Nachtträumen – Antriebsimpulse, Abwehrstrukturen und Konfliktsituationen in symbolisch verkleideter Form darstellen. Die auftauchenden Phantasiebilder regen die Klienten zu weiterführenden Assoziationen und innerer Auseinandersetzung an.
In der symbolischen Darstellung des Konfliktmaterials werden aktuelle, wie auch aus der Biographie stammende, nicht aufgearbeitete Konflikte deutlich. Sie können auf der Symbolebene anschaulich wahrgenommen und diagnostiziert werden. In der sich daran anschließenden Bearbeitung des Konfliktmaterials (ebenfalls auf der Symbolebene) können Umstrukturierungen oder Lösungsmöglichkeiten entwickelt werden.
Eine wichtige Indikation für die K.i.P. sind Kurztherapien von 15-25 Sitzungen und Kriseninterventionen. Die K.i.P. erlaubt aber auch länger dauernde, die Charakterstruktur verändernde Behandlungen. Besonders indiziert ist sie für die Behandlung von psychosomatisch Kranken, weil in der Symbolisierung ein wichtiger Zwischenschritt zwischen Körperempfindungen und Emotionen verfügbar wird. Auch Klienten mit geringer Introspektionsfähigkeit können durch die K.i.P. gut erreicht werden, ebenfalls solche mit stark intellektualisierender Abwehr. K.i.P. wird sowohl mit Erwachsenen als auch mit Jugendlichen durchgeführt.