Die Kreative Therapie ist eine Therapieform, die zum Teil ganz spezifische Verfahren kennzeichnet (Kunsttherapie, Musiktherapie, expression corporelle, Tanztherapie, etc.), die aber auch auf ein Verfahren hinweist, das diese unterschiedlichen Elemente von Kreativität integriert. Gemeinsam ist diesen Therapieverfahren, dass sie einen Zugang zu schöpferischen Prozessen eröffnen. D. h. sie steigern einerseits allgemein die Sensibilität, die differenzierte Selbst- und Fremdwahrnehmung, also die Wahrnehmung körperlicher, emotionaler und geistiger Empfindungen und ebenso die soziale Wahrnehmung und die Wahrnehmung der Umwelt; andererseits verbessern sie die Ausdrucksfähigkeit, also die Fähigkeit zur Selbstdarstellung und die Kontaktfunktion.
Das Medium oder Ausdrucksmittel, mit Hilfe dessen die Arbeit an Wahrnehmung und Ausdruck stattfindet, z. B. Ton, Farbe und Papier, Musik, Bewegung, Tanz, etc., kennzeichnet häufig das spezifische Verfahren. Dieses Medium dient als Vermittler sowohl zwischen dem „Ich“ und den inneren Vorgängen als auch zwischen dem „Ich“ und dem Gegenüber. Außerdem läßt es Konfliktmaterial oder psychische Blockaden offensichtlich werden und macht sie häufig durch diese Art der Vorgehensweise erst einer weiteren therapeutischen Bearbeitung zugänglich. Die hierbei entstandenen „realen“ Produkte ermöglichen das Kennenlernen der blockierten oder gehemmten Verhaltensweisen, fördern die Auseinandersetzung mit dem Konfliktmaterial und regen zum Erproben alternativen Verhaltens an.
Das Indikationsspektrum der Kreativen Therapie ist ebenso breit gefächert wie ihre Methodenvielfalt: Es reicht von der Arbeit mit geistig und psychisch Behinderten, mit Frühgestörten bis hin zu der Arbeit mit den verschiedenen Neuroseformen. Psychosomatiker können von ihr ebenso profitieren wie Patienten mit geringer Introspektionsfähigkeit und intellektualisierender Abwehr. Die Kreative Therapie kann mit Kindern und Erwachsenen, in Gruppen- wie in Einzeltherapie angewandt werden.